Malerische Transformation

Leoš Janáček schuf mit seinem "Tagebuch eines Verschollenen“ einen Liederzyklus, bestehend aus 22 Liedern (Text nd Musik von 1917/19), in dem es um die Wandlung des Protagonisten vom Jüngling zum jungen Mann geht. Im Sinne einer Vereinigung von Musik, Poesie und Malerei hat Annika van Vugt an 22 Bildinterpretationen zu dem Liederzyklus gearbeitet. Die technische Realisierung geschah mit Ölfarben auf Büttenpapier (20 cm x 15 cm), in der mehrere Schichten übereinander gelegt werden. Von großer Bedeutung für AnnikasArbeit am Liederzyklus ist das Verständnis einer triangulären Beziehung der Künste untereinander, in der jede einzelne Gattung emanzipiert für sich selbst stehen kann. So wie jedes Gedicht und jedes Lied auch alleine Wirkung entfalten kann, sieht ihr Konzept vor, dass auch jedes Bild für sich alleine sprechen kann. Dennoch sind die Entitäten nicht isoliert voneinander zu betrachten: Musik und Text vereinen sich im Liederzyklus zu EINEM Kunstwerk, Annikas Arbeit wiederum entfaltet eine Komposition, die für den Rezipienten zwar zunächst nur visuell, in ihrer Entstehung jedoch nicht ohne Einfluss der Arbeit Janáčeks ist und somit zwar keine Synthese der drei Künste darstellt, aber eine malerische Transformation und damit auch Vergegenwärtigung.

Die Arbeit ist zu sehen in der Galerie am Tor in Miltenberg (2020/21).